Session: Anne

Eines der spannenderen und außergewöhnlichen Shootings war das mit Anne. Die eigentliche Aufgabe bestand darin, sie für ihr Abiturprojekt mit dem wohlklingenden Namen “Mode als Selbstinszenierung” in gleich vier verschiedenen Mode- oder Stilrichtungen abzulichten.

Die größten Schwierigkeiten bestanden darin, dass leider nur sehr begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung standen und somit keine Visagistin hinzu gezogen werden konnte. Zum anderen hatte ich Anne vor dem Shooting noch kein einziges Mal gesehen und konnte mir somit auch nur sehr bedingt etwas vorstellen. Der große Schreck kam dann im Studio, als ich erfuhr, dass sie noch nie vor einer Kamera gestanden hatte… Das konnte ja heiter werden…

Aber meine Befürchtungen waren absolut umsonst! Wenn es ein Naturtalent gibt, dann zählt Anne definitiv dazu! Gemeinsam haben wir es geschafft vier unterschiedliche Sets (bestehend zwar aus dem gleichen Lichtaufbau aber immer andere Stile der Kleidung und der Emotionen) in nur 1 1/2 Stunden durch zu fotografieren. Dies ist selbst mit professionellen Modells nur sehr selten möglich. Ich habe bisher selten jemanden erlebt, der die Kamera nach so kurzer Zeit “ignorieren” konnte bzw. einfach mit ihr gespielt hat. Selbst Anweisungen brauchte ich fast keine zu geben, da Anne von sich aus schon den größten “Unsinn” veranstaltete und so für gute und zum Thema passende Bilder sorgte.Aber der Reihe nach!

Das bereits erwähnte Thema lautete: “Mode als Selbstinszenierung”, oder anders ausgedrückt: wie Mode die Persönlichkeit eines Menschen ausdrückt, dessen Einstellungen und Emotionen nach aussen transportiert. So etwas in der Art. Für unser kleines Projekt hieß das konkret jeweils ein Styling für die Looks:

  1. Normal (was immer das auch ist) oder “Student”, “Streetlook” oder “Casual” oder, oder, oder,
  2. Emotional,
  3. Skinhead, und
  4. Punk

zu fotografieren. Das erste Styling war am Einfachsten zu realisieren, da dieser Stil schon Annes natürlichen Kleidungsgeschmack ziemlich entsprach. Also wurde auch damit angefangen.

Persönlich kam mir das umso mehr entgegen, da ich im Studio sowieso die ersten 30min immer gerne dazu nutze um “warm” zu werden. Besonders dann hilfreich, wenn man das Model noch gar nicht kennt. Konkret bedeutet das, das Modell in ihren bzw. seinen normalen Klamotten ohne viel Makeup und Brimborium zu fotografieren. Das hat den großen Vorteil, dass die Situation für das Modell nicht allzu künstlich wird (Stichwort: Verkleidung) und man sich kennen lernen kann und sich so am Besten aufeinander einzustellen lernt.

Bei diesem Shooting passte das dann sowieso super an und bereits nach wenigen Minuten bot sie auch schon ausgefallenere Posen an. Es war Klasse und machte einfach nur Spaß – so konnte es weiter gehen!

Im zweiten Setting ging es um “Emos” – nicht zu verwechseln mit dem Laufvogel “Emu” – sondern von Emotional kommend. Das sind gemeinhin Menschen die irgendwie immer leicht depressiv dreinschauen und dies auch in ihrem Kleidungsstil eindrucksvoll darstellen. Anne verkörperte diesen Typ Mensch ausgesprochen gut und irgendwie wurde auch die Stimmung im Studio leicht bedrückend. Die Suizidgefahr steig erheblich und man hätte sich am liebsten aufhängen wollen 🙂 Aber Anne verkörperte diesen Typ eindrucksvoll!

Weiter ging es mit dem Skin. Die Klamotten dazu und auch den anderen Outfits hatte sie sich von verschiedenen Bekannten und Freunden zusammen geborgt – und irgendwie passte es auch alles. Diesmal galt es einen taffen aber auch sehr unterkühlten Typus Mensch voller Aggressionen darzustellen. Nun ja, für die Abiaufnahmen reichte das Ergebnis der Verkörperung sicherlich aus. Wäre es jedoch ein professionelles Shooting für eine Zeitung oder Kampagne gewesen, so hätten wir sicherlich noch viel mehr und weiter über müssen und die Aufnahmen wirklich glaubhaft rüber zu bringen.

Irgendwie (und fragt mich jetzt bitte nicht “woher ich das wusste”) war mir von vorherein irgendwie schon klar, dass das letzte Outfit – der Punk – wohl die besten Bilder liefern würde. Nach einer kleinen Schmink- und Haarsprayorgie war die Verwandlung fast perfekt. Auch vor der Kamera gab Anne richtig Gas und verkörperte den Punk absolut glaubhaft und auch ein wenig verrückt…

Wenn ich jetzt ein Fazit dieses Shoots ziehe, so muss ich sagen, dass es zum Einen einen riesen Spaß gemacht hat und Anne die verschiedenen Modetypen super gut dargestellt hat. Ihre Leistung vor der Kamera ist um so beeindruckender wenn man bedenkt, dass sie das erste Mal vor einer Linse stand um dann auch gleich diese wirklich unterschiedlichen Stile verkörpern sollte. Aus meiner Sicht waren es wirklich sehr einfache Aufnahmen (nicht nur aus technischer Sicht) und auch ein sehr entspanntes Arbeiten.

Abschließend vielleicht noch ein paar Worte zum Aufbau. Gearbeitet wurde mit insgesamt drei Blitzen der Firma Hensel bei einer Gesamtleistung von knapp 3.000Ws. An den genauen Setaufbau kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern, jedoch gab es ein Hintergrundlicht um die Rückwand zu “überbelichten” und somit gute Freisteller zu ermöglichen. Das Hauptlicht war mit einer 90er Softbox versehen um die Schatten in Gesicht möglichst gering zu halten. Wie diese jetzt aber alle bei dem Set eingesetzt und aufgebaut waren… keine Ahnung mehr… (leider)

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