Vom Foto zum Bild

Hinweis: Das hier gezeigte kleine “Tutorial” wurde bereits im letzten Jahr auf DESGphoto veröffentlicht. Ich bringe es hier jedoch trotzdem noch einmal, da es thematisch hier ganz gut reinpasst. Außerdem muss ich ja besonders zu Beginn den Blog auch etwas füllen…

Egal wie gut man seine Kamera beherrscht – nur selten kommt es vor, dass man ein Bild “out-of-the-camera” verwenden kann. Dabei spielt es kaum eine Rolle, welche Ausrüstung man etwas besitzt oder wie groß die Erfahrung ist. Die meisten Bilder müssen einfach nach bearbeitet werden, um einen guten Eindruck beim Betrachter zu hinterlassen.

Sicherlich hat sich der eine oder andere Besucher dieser Seite in der Saison schon einmal gefragt, wieso das Erscheinen der Bilder nach einem Wettkampf manchmal so lange dauert. Aus diesem Grund will ich in diesem Artikel einmal versuchen die elementaren Schritte, so zu sagen “die Schritte vom Foto zum Bild”, zu skizzieren.

Bevor man mit den Aufnahmen, z.B. bei einem Wettkampf beginnt, justiert man in der Regel seine Kamera und passt sie somit an die vor Ort gegebenen Bedingungen an. Dies beinhaltet vor allem den Weisabgleich (Farbtemperatur), die Empfindlichkeit (ISO), aber auch elementare Dinge wie Blende und Belichtungszeit. Während der Weisabgleich und die ISO-Empfindlichkeit vor allem durch das vorherrschende Licht bestimmt wird, hängen die Blende und die Belichtungszeit davon ab, wie schnell sich das Objekt der Begierde bewegt und ob man gestochen  scharfe oder bewegungsunscharfe Bilder (Wischer oder Features) erhalten möchte. Erschwerend kommt jetzt jedoch hinzu, dass sich die Lichtbedingungen in der Halle, aber vor allem im Freien, ziemlich schnell und oft ändern können, z.B. durch Wolken oder Gegenlicht. Dabei geschieht es dann schon einmal, dass man das Nachjustieren vergisst, oder wenn man gerade viel Stress hat, einfach einen Fehler macht. Die Folge sind dann Bilder, die alles andere als optimal ausschauen, und vor einer Veröffentlichung dringend nachgearbeitet werden müssen.

Der erste Schritt der Nachbearbeitung eines Wettkampfs ist es, eine Auswahl von gelungenen Aufnahmen zu treffen. Bei mehreren hundert bis tausend Bildern kann dies eine langwierige Angelegenheit werden – zumal wenn man bereits jetzt versucht zu “ähnliche” Aufnahmen heraus zu filtern bzw. zu löschen. Um Zeit zu sparen, bin ich dazu übergegangen dies sehr pragmatisch anzugehen.

Deshalb lösche ich zunächst im ersten Schritt radikal alle unscharfen Bilder. Bei Sportveranstaltungen führt das meistens schon einmal zu einer starken Minimierung der zu begutachtenden Aufnahmen. Im nächsten Schritt wähle ich dann all jene Bilder, von denen ich denke, dass sie für die Seite oder Redaktionen interessant sein könnten. Diese Aufgaben kann man optimal mit Programmen wie die Farbe! Das Bild ist jedoch noch zu dunkel, da die Belichtungszeit viel zu kurz eingestellt war. Diese muss daher im nächsten Schritt per Software korrigiert werden. Hierbei zeigt sich jetzt der besondere Vorteil des RAW-Formates. Dieses ist eigentlich kein Bildformat im herkömmlichen Sinne, wie etwa JPEG oder GIF. Vielmehr ist das RAW-Format eine Ansammlung aller möglichen Daten die der Kamerasensor während der Aufnahme aufgezeichnet hat. Spezielle RAW-Konverter sind in der Lage diese Daten auszuwerten und ein Bild zu erstellen.

Zusätzlich können mit diesen Programmen Parameter, wie z.B. die Belichtungszeit oder die Farbtemperatur, nachträglich und vor allem verlustfrei korrigiert werden.

Nachdem das Bild um zwei Blendenstufen aufgehellt und korrigiert wurde, sieht es jetzt schon fast wie eine vernünftige Aufnahme aus.

Aber es ist noch nicht fertig! Das Wichtigste an einem Foto ist das eigentliche Motiv und die damit verbundene Aussage des Bildes. Bei dieser Aufnahme war der Sportler noch viel zu weit “entfernt”. Dies hat zur Folge, dass es viel zu viele Randbereiche des Bildes gibt, die stören und vom eigentlichen Motiv ablenken. Dieses kleine Problem behebt man am Einfachsten durch die Wahl eines geeigneten Bildausschnitts. Alle störenden, und vom Motiv ablenkenden Teile werden dazu einfach entfernt.

Jetzt lenken weder die Eisfläche vor dem Sportler, noch der andere Sportler im rechten oberen Bildteil mehr ab. Die eigentliche Arbeit ist jetzt beendet. Was jetzt noch fehlt ist der finale Feinschliff.

Je nachdem mit welcher Kamera und bei welchen Lichtbedingungen man die Aufnahmen macht, kommt es bei der Verwendung von hohen ISO-Werten zu einem Bildrauschen. Je nach Verwendungszweck eines Fotos ist dies extrem störend und zerstört u.U. eine vom Motiv her gelungene Aufnahme.

Um dieses Rauschen zu minimieren (entfernen lässt es sich i.d.R. leider nicht 100%ig ohne massive Einbußen in der Schärfe hinnehmen zu müssen) sollte man die Aufnahme noch durch einen entsprechenden Filter schicken. Als wirklich gute Programme haben sich hier Noise Ninja, Neatimage oder Noiseware bewährt. Da alle drei Programme ausgezeichnete Arbeit leisten, hängt die Auswahl nicht zu letzt vom persönlichen Geschmack ab.

Der letzte Schritt in der Bearbeitung ist das Anpassen der Bildgröße und das abschließende Schärfen. Die Größe eines Bildes sollte immer entsprechend des geplanten Verwendungszweckes, also z.B. Druck oder Webseite, angepasst werden. Dabei ist die maximale Größe nicht immer von Vorteil.

Durch das finale Schärfen werden abschließend noch feine Details hervorgehoben und das Bild erhält mehr Plastizität und Lebendigkeit. Zudem lassen sich “kleine Unschärfen” aus einem Bild entfernen. Idealerweise – weil am Besten anpassbar – verwendet man zum Nachschärfen die Funktion “Unscharf maskieren”, die von nahezu allen guten Grafikprogrammen angeboten wird. Doch Vorsicht – viel hilft nicht immer viel! Wird ein Bild zu stark geschärft, werden die Kanten zu stark betont und das Bild wirkt unnatürlich.

Zusammenfassung:

Durch die finale Bearbeitung der Bilder wird eine gewünschter Bildeindruck unterstützt und selbst scheinbar vollkommen unbrauchbare Bilder können manchmal noch gerettet retten. Hier ist es schon manchmal erstaunlich was heutige Software noch aus den Bilder “herausholen” kann.

Dennoch sollte man jedoch stets bedenken, dass die Nachbearbeitung auch jede Menge Zeit kostet. Bei Amateurfotografen ist das i.d.R. sicherlich kein Problem. Will bzw. muss man jedoch Agenturen beliefern, kann und darf man sich solche Fehler nicht leisten, denn hier ist Geschwindigkeit der Lieferung gefragt.

Im Endeffekt bedeutet dies nur, dass man sich durch Kenntnisse in der Fotografie und das richtige Bedienen seiner Kamera, jede Menge Arbeit und Frust sparen kann.

P.S.: das hier verwendete Beispiel stammt aus einer Serie die ich während des Weltcupfinales im Februar 2008 in Heerenveen aufgenommen habe. Um alle Möglichkeiten optimal demonstrieren zu können, habe ich das Bild nachträglich und absichtlich für dieses “Tutorial” unterbelichtet und einen falschen Weisabgleich gewählt – so viele Fehler auf einmal passieren mir dann doch nicht unbedingt… zumindest nicht auf einer so wichtigen Veranstaltung wie dem Weltcup-Finale 😉

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