Wahlen 2009 oder wie London noch teurer werden kann (Teil 2)

Weiter ging es am Abend bei der FDP Wahlparty. Da dies meine ersten Bundestagswahlen waren (also als Fotograf), wußte ich nicht so wirklich was mich erwarten würde. Zwar hatte ich einige Vorstellungen davon, man könnte auch sagen Befürchtungen, aber die Realität topt dann wie immer alle Erwartungen.

Los ging es um 15Uhr – also nicht die Wahlparty, sondern die Arbeit, mit der Fahrt zu den Römischen Höfen im Herzen von Berlin. Hier, in schöner angenehmer Umgebung, sollte das Ganze stattfinden. Vor Ort wurde dann auch gewuselt und viele Helferlein waren mit den Vorbereitungen beschäftigt. Eigentlich war ich schon etwas erstaunt, als mir mein Redakteur sagte ich solle gegen 15Uhr vor Ort sein, da die eigentliche Veranstaltung erst um 18Uhr mit den Hochrechnungen startete. Nun sah Live und in Farbe ich was er meinte!

Die Fläche vor dem späteren Rednerpult war zugeklebt und zugeparkt mit Kameras und Taschen anderen Fotografen. So manch Fotogeschäft wäre wohl froh gewesen, das alles im Geschäft liegen zu haben. Wie sich herausstellte, waren die ersten Kollegen wohl schon gegen 8:00 Uhr morgens vor Ort um sich einen guten Platz zu sichern. Aber ich hatte Glück! Auch wenn ich „nur“ in der zweiten Reihe stand, so war der Kollege vor mir, relativ kurz gewachsen, so dass ich später ohne Probleme über ihn rüber fotografieren konnte.

Kurze Randbemerkung: richtig spaßig wird es, wenn der eine oder andere Fotograf offensichtlich verschlafen hat und kurz vor der Angst auftaucht und sich in die ohnehin sehr eng stehenden Reihen reindrängt – oder noch besser – sich eines reservierten Platzes bemächtigen möchte. Gott sei Dank wird so etwas aber kollektiv unterbunden und derjenige hat dann halt Pech gehabt. An dieser Stelle schöne Grüße an Sven (ich bekomme immer noch Geld von Deinereiner).

Diejenigen von Euch, die hier schon einige Artikel von mir gelesen haben, werden wissen was jetzt kam. Richtig: warten 😉 Um 18:00 Uhr, dem Zeitpunkt der ersten Hochrechnungen war der Saal gerammelt voll mit Anhängern und Gästen der Partei und natürlich mit Pressevertretern. Die Luft hatte ein liebliches Aroma nach diversen Düften von Douglas, Schweis, Essen und einigem nicht identifizierbarem, auf das ich hier nicht näher eingehen möchte… und Guido Westerwelle kam einfach nicht. Da der Saal mehr als gut gefüllt war, konnte man an Hinsetzen auch nicht mehr denken und so standen wir und warteten. Im Fernsehen konnten wir schön mitverfolgen, wie bei allen anderen Parteien die Reden gehalten wurden und die dortigen Kollegen bald Feierabend haben würden. Nur nicht bei der FDP, da sich ihr Vorsitzender etwas zierte.

Aber auch das längste Warten hat irgendwann einmal ein Ende und die Parteispitze tauchte auf. Unser neuer designierter Außenminister (in diesem Zusammenhang empfehle ich einmal nach „BBC Reporter und Westerwelle“ zu googeln. Stichwort: „es wird deutsch gesprochen“. Peinlich und bedenklich!) hielt seine Rede und 10min später war die erste Fotorunde vorbei. Aufgabe bei solchen Terminen ist es immer wieder „Emotionen“ einzufangen. Im Klartext heißt es, dass man auf Gesten und die Mimik achtet und hofft, das ein gutes Bild entsteht. Dumm dabei ist natürlich, dass 20 Kollegen das Selbe machen…

Danach war alles so wie immer: der Saal leerte sich etwas, so dass man endlich wieder Platz hatte um die Bilder zu sichten, sich seinem Laptop mit Photoshop zu widmen und um die Bilder anschliessend zur Agentur zu senden. Glücklicherweise hatte die FDP für ein schnelles WLAN gesorgt, so dass die Übertragung diesmal überhaupt kein Problem war. Zwei Minuten später waren die Bilder gesendet und die Ansage der Redaktion lautete: „Warten bis GW von der „Elefantenrunde“ (Interviewsendung) wieder kommt…“

Jetzt war es also endlich an der Zeit sich den kulinarischen Genüssen hinzugeben. Hier hatte sich die Partei nicht lumpen lassen und wer schwer arbeitet muss schliesslich auch mal etwas essen. Drei Stunden später war es dann soweit – gerade als ich frische Luft schnappen wollte… Was dann passierte ist unbeschreiblich – das muss man einfach mal erlebt haben (oder aber lieber halt auch nicht). Zirka 40 Fotografen und nochmals diverse Fernsehteams auf einem Haufen. Ich kann mich bis heute nicht wirklich daran erinnern, dass ich gelaufen wäre und dennoch habe (wurde) ich mich bewegt. So ein Geschiebe ist wirklich selten und nach ca. 5min musste ich da mangels Luft auch raus…

Am Ende sind dann aber einige Aufnahmen entstanden und der Tag hatte gegen 23:00 Uhr sein Ende. Gott sei Dank sind ja nur alle vier Jahre Wahlen…

Kommentare sind geschlossen.