1. Mai in Berlin (Teil 2)

Nachdem der Vorabend zum ersten Mai im Mauerpark ruhig geblieben und entspannt war, ließ der eigentliche “Feiertag” schlimmeres befürchten. Auf dem Programm standen am morgen eine Demo der Rechten auf der Bornholmer Straße und am Abend das Kottbusser Tor – zentraler Punkt aller Ausschreitungen und Krawalle der letzten Jahre. Doch der Reihe nach.

Demokratie und Versammlungsfreiheit ist ein Grundrecht und an und für sich eine feine Sache. Sie stößt aber an ihre Grenzen, wenn eine Demonstration der “Rechten” durch den Prenzlauer Berg geleitet werden soll, da hier Proteste und Ausschreitungen vorprogrammiert sind. Dies ist meiner Meinung nach mehr als grenzwertig und vor allem auch vermeidbar. Bereits die Anfahrt und Parkplatzsuche gestaltete sich durch die weiträumigen Absperrungen der Polizei etwas aufwendiger und auf der Schönhauser Allee sammelten sich schon lange vor dem geplanten Demonstrationsstart die ersten Gegendemonstranten inkl. eines brennendem Autoreifens.

Leere Straßen, unzählige Hundertschaften der Polizei die die Seitenstraßen absperrten und viele Anti-Nazi Plakate an den Häuserwänden. So sieht man die Bornholmer Straße auch nicht alle Tage.

Bei der Ankunft an der Bornholmer Brücke (Sammel- und Startpunkt für die geplante Demo) gab es kleinere Sitzblockaden von zumeist Jugendlichen die sich “fast” widerstandslos von der Polizei wegtragen ließen. Insgesamt war die Stimmung aber relativ friedlich. Aber – und dieser Eindruck sollte sich am Abend sogar noch verstärken – war es erschreckend mitzuerleben wie viele Voyeure und Gaffer unterwegs waren und scheinbar nur darauf warteten das “irgendetwas passiert”.

Entschuldigung für den Ausdruck – aber diese Idioten, die sich freiwillig und ohne Notwendigkeit mitten in eine potentielle Gefährdungssituation hinein begeben sind eine Gefahr für sich selbst und andere. So ist und bleibt es auch zwei Tage danach für mich völlig unbegreiflich, wie Privatpersonen auf die Idee kommen mitten in einer Sitzblockade, die gerade von der Polizei geräumt wird, mit ihren Kompaktkameras von Aldi herumzuknipsen. Das man so etwas als Journalist für ein Bild macht ist zumindest schon fragwürdig, gehört aber nun mal zum Job – aber diese Typen taten dies freiwillig. Sehr skurril und bedenklich!

Die Polizei hatte jedenfalls die Situation zu jeder Zeit im Griff und von den ursprünglich angekündigten 3.000 Demonstranten waren am Ende vielleicht gerademal 600 anwesend. Vielleicht sollte ich jedoch dennoch einmal mit meinem Redakteur sprechen, denn während der Zug irgendwann mal loslaufen sollte, gab es tatsächlich so etwas wie eine Kundgebung mit einigen Rednern. Durch die unmittelbare Nähe kamen auch wir Journalisten in den “Genuss” des Zuhörens. Das Ganze grenzte jedoch schon fast an Körperverletzung! Aber wie eingangs schon erwähnt: wir leben in einer Demokratie und jeder kann seine Meinung kundtun – dies muss Gott sei Dank aber nicht die Eigene sein!

Am Ende wurde die Demonstration nach wenigen 100 Metern zu Ende ohne dass ein einziger Stein flog oder jemand verletzt wurde. Offensichtlich linke Gegendemonstranten hatten sich auf den umliegenden Dächern postiert. Aus Angst das Steine herunter geworfen werden könnten, wurde der Zug immer wieder gestoppt bis die Dächer durch die Polizei geräumt waren. Nun ist die Bornholmer Straße aber ziemlich lang und eng bebaut. Kaum war das eine Dach geräumt, standen bereits wieder Demonstranten auf einem anderen und so weiter und do fort. Fazit: die Demo kam vollständig zum Erliegen und musste abgebrochen werden.

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