1. Mai in Berlin (Teil 3)

Nachdem die “Vormittagsdemonstration” im Prenzlauer Berg ruhig geblieben war – ja sogar friedlich unterbunden werden konnte – sah es am Abend etwas anders aus. Treffpunkt war die sogenannte “revolutionäre 1. Mai Demonstration” am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg. Hier war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu heftigen Ausschreitungen gekommen.

Gemeinsam mit Kollegen (allein sollte man als Journalist bei einer solchen Veranstaltung nie unterwegs sein) begleiteten wir den Zug bis zum Spreewaldplatz. Im Vergleich zum Vormittag war die Stimmung hier bereits viel angespannter und aggressiver. Dies mag aber auch daran gelegen haben, dass die Polizei kaum zu sehen war. Jedenfalls waren Pöbeleien und leichte Tätlichkeiten gegen Fotografen am Vormittag nicht vorgekommen. Alles in allem war das subjektive Sicherheitsempfinden alles andere als optimal. Umso besser war es immer ein paar Kollegen um sich und in der Nähe zu wissen. Kein Bild der Welt ist es wert hierfür seine Gesundheit zu gefährden.

Schließlich kam es wie es kommen musste! Von jetzt auf gleich flogen die ersten Flaschen und Steine und alles kam irgendwie in Bewegung – aber bei weitem nicht so schlimm wie in den Jahren zuvor. Eigentlich möchte ich hier jetzt auch gar nicht soviel darüber schreiben, da ich froh bin das es vorbei ist. Nur soviel: in den Nachrichten war heute zu hören, dass die Polizeitaktik aufgegangen wäre und man mit dem Einsatz zufrieden ist.

Als jemand der es miterlebt hat möchte ich behaupten, dass die Polizei keine Taktik hatte! Anders ist es (jedenfalls für mich) nicht erklärlich, dass es großen Gruppen vom “schwarzen Block” gelang am Paul-Heise Ufer inmitten zugeparkter Straßen entlang zu laufen. Hier war von der Polizei gar nichts mehr zu sehen! Einige Anwohner dürften über ihre zerstörten Autoscheiben alles andere als erfreut gewesen sein. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn hier Barrikaden errichtet worden wären. Mit Kontrolle oder Taktik hat das nichts zu tun!

Genauso erschreckend war die Tatsache, dass “klare Fronten” komplett fehlten. Am Morgen war das alles noch eindeutig und übersichtlich: hier die Polizei und dort die Demonstranten. Ab Abend war alles bunt gemischt und ständig in Bewegung. Gemeinsam mit einem Kollegen und Freund waren wir permanent damit beschäftigt aufzupassen weder in dem einen noch in dem anderen Block zu stehen – und zwischen drin auch immer wieder Touristen, Zuschauer, Gaffer und sogar Familien mit Kindern (von besagten Idioten – siehe vorheriger Text – ganz zu schweigen).

Kommentare sind geschlossen.