Beauty-Retusche – Teil 1 – Einleitung und Ausblicke

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Wem ist es noch nicht so gegangen: man sieht ein Cover auf einem Hochglanzmagzin und wundert sich über die “makellosen Schönheiten”. Mir ging es jedenfalls so! Vor allem zu der Zeit wo ich noch keine Ahnung von Fotografie hatte und auch noch später, wo Photoshop für mich noch nicht wichtig war… Aber genau hier ist auch schon die Lösung des Geheimnisses – das Zauberwort heißt Photoshop, aber dazu gleich mehr.

Ich muss zugeben, dass ich nach meinen ersten Studio- bzw. Portraitbildern ziemlich frustriert war. Nicht das die Bilder technisch gesehen, schlecht gewesen wären (das soll kein Eigenlob sein), sondern vielmehr dass sie von den besagten Hochglanzbildern Lichtjahre entfernt waren und wirklich keinerlei Ähnlichkeit damit hatten. Erster Gedanke: die andern können viel besser fotografieren – und sicherlich tun sie das auch… Erst später erkannte ich, dass der eigentliche Grund dafür ganz wo anders lag – in der Nachbearbeitung am Computer!

In der Sport- und Pressefotografie (womit ich mich bis dato ausschließlich beschäftigte), sind i.d.R. keine Retuschen notwendig, geschweige denn erlaubt. Hier heißt es: aussagekräftige Bilder und Momentaufnahmen machen und diese maximal in den Farben (Weißabgleich) bzw. im Ausschnitt zu verändern. Mehr nicht!!!

Nicht so jedoch in der Beauty- oder Editorial Fotografie. Hier ist das Motto: nie ohne Nachbearbeitung und Retusche! Jedoch ist es auch hierbei so: aus einem technisch schlechten Foto wird nie ein super Bild! Da kann man retuschieren wie man will. Alles was ich bei der eigentlichen Fotografie nicht beachte muss ich (sofern überhaupt möglich) am Rechner dann “ausbügeln”. Dazu gehört auch die Arbeit einer Visagistin. Ihre Aufgabe ist es ein ohnehin schon schönes Gesicht, noch “schöner zu gestalten”. In der Konsequenz soll das heißen, dass man die elementare Fotografie schon etwas beherrschen sollte. Der Feinschliff (der aus einem technisch guten Bild ein Cover macht) kommt dann aber im nächsten Schritt am Rechner.

Aber was bedeutet “Beauty-Retusche” eigentlich? Für mich ist das in erster Linie das Foto nach den eigenen Vorstellungen am Computer zu verändern und zu modellieren. Welche Wege man hierbei geht und welche Mittel man verwendet sind dabei so individuell, wie es Bilder gibt. Außerdem ist es bei jedem Bild anders und jedes mal wieder neu. Viele Techniken die ich heute benutze, habe ich mir von den wahren Photoshop-Könnern, wie z.B. Calvin Hollywood, abgeschaut. Warum das Rad zweimal erfinden, wenn es ohnehin schon rund ist? Außerdem ändern sich auch ständig immer wieder einig Aspekte in der Bearbeitung. Es ist ein kontinuierlicher Lernprozess!

In den kommenden Teilen werde ich hier anhand einiger Beispiele mal zeigen, wie man von einem Foto, so zu sagen “out-of-the-cam”, zu einem Portrait kommt – oder besser: kommen kann. Denn wie schon gesagt: die Wege sind hier unendlich zahlreich und individuell!

Bevor es jetzt aber wirklich los geht noch eine Bemerkung die mir ganz besonders am Herzen liegt: als ich mich das erste Mal richtig mit der Beauty-Retusche beschäftigt habe, hatte ich zuvor sehr viel im Netz und in der Literatur gesucht und gelesen – immer auf der Suche nach DEM richtigen Weg und dem “wie”. Die finale Erkenntnis war aber ziemlich ernüchternd oder erleuchtend (je nachdem): es gibt kein Richtig oder Falsch! Es gibt nur den persönlichen Geschmack! Ein anderer Fotograf oder Bildbearbeiter würde vieles ganz anders machen. Das Ergebnis wäre dann genauso richtig oder falsch! Wer also hofft hier die eierlegende Wollmilchsau zu finden, der wird enttäuscht werden. Ich kann und werde nur “meinen Weg” beschreiben (können).

Im Laufe der Zeit haben sich bei mir einige Techniken und Arbeitsabläufe etabliert, die irgendwie immer wiederkehren und ziemlich gleich sind:

  1. Hautretusche – hierbei geht es darum mit dem Ausbesserungswerkzeug oder dem Kopierstempel alle störenden Elemente, wie Sommersprossen oder Muttermale zu entfernen. In diesem Schritt werden auch ggf. vorhandene ausgebrannte “Blitzstellen” korrigiert. Das Ergebnis soll dabei immer eine saubere Haut befreit von Unreinheiten sein. Hier ist übrigens auch eines der “Haupteinsatzgebiete” einer guten Visagistin. Sie sorgt mit ihrer Arbeit u.a. dafür, dass sich die Dauer dieses Arbeitsschrittes am Rechner in Grenzen hält…
  2. Körper formen – mit diversen Filtern, z.B. dem “Verflüssigen Filter” werden einige Körperproportionen korrigiert, herumfliegende Haare angelegt oder auch mal die Oberweite bei einem weiblichen Modell “modifiziert”. Dieser Schritt ist nicht immer zwingend erforderlich – aber oft hilfreich. Außerdem werden bei diesem Schritt auch Symmetrien (vor allem im Gesicht) optimiert.
  3. Haut abpudern – durch diesen Schritt erhält die Haupt ein ebenmäßigeres Aussehen, ohne das dabei jedoch Hautporen verloren gehen. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, da es sehr schnell passieren kann, dass ein Gesicht sonst zu “glatt” oder plakativ und somit künstlich wirkt.
  4. Lichtmalerei und Modellieren mit “dodge & burn” – dies ist eine der Techniken die ich erst vor kurzem richtig kennengelernt habe aber seitdem immer wieder gerne einsetze. Mit den Abwedler und Nachbelichter bzw. mit einem 50% grau-Pinsel werden Licht- und Schattenkorrekturen in einem Gesicht bzw. auf einem Körper vorgenommen. Durch diese Technik ist es super gut und einfach möglich Strukturen zu betonen oder abzumildern und somit das Gesicht bzw. den Körper zu modellieren.
  5. Kosmetik – auch wenn das Modell gut geschminkt war, so bleibt es doch zumeist nicht aus ein wenig an der Kosmetik nachzuarbeiten. Diese Arbeiten können vielseitig sein und siche vom Aufhellen der Augen, über das Weißen der Zähne bis hin zu einem künstlichen Makeup erstrecken.
  6. Lichtstimmung – nicht immer aber ab und zu. Mit der Lichtstimmung wird durch die Benutzung von zwei Tonwertkorrekturebenen der Blick des Betrachters gezielt gelenkt, z.B. auf das Gesicht. Eine sehr einfache Technik mit großer Wirkung!
  7. Farbe & Kontrast – nun sind die eigentlichen Arbeiten schon fast erledigt und es geht nur noch darum Farbtöne und Kontraste im Bild zu verändern um dem Ergebnis eine individuellere Note zu geben. Hierbei wird die meiste Arbeit über Einstellungsebenen und Masken erledigt.
  8. Die persönliche Note (oder die “2080” Technik wie sie Calvin Hollywood nennt) – eigentlich kann man auch sagen: filtern, verfremden und rumspielen um das Bild wirklich individuell zu gestalten. Dies kann vom Glamour-Effekt bis hin zum Color-Key so ziemlich alles sein was einem da gefällt.

Das sind im Prinzip die bei meinen Bearbeitungen immer wiederkehrenden Schritte. Dabei lege ich immer Wert auf ein nicht-destruktives Arbeiten um einzelne Schritte jederzeit rückgängig machen zu können. All das werde ich in den kommenden Beiträgen anhand von Bildschirmvideos (oder neudeutsch “Screencasts”) im Detail zeigen.

Darüber hinaus würde ich mich super freuen, wenn der Eine oder Andere von Euch vielleicht auch einige Tipps zur Verbesserung des Workflows hat und diese hier teilen möchte.

Noch ein Hinweis zu Schluss: die hier vorgestellten Techniken sind weder neu, noch einmalig, geschweige denn, dass sie von mir erfunden wurden! In erster Linie fotografiere ich und erst an zweiter Steller kommt die Bildbearbeitung. Diese Techniken habe ich im Laufe der Zeit an den verschiedensten Orten und Quellen kennengelernt, gesammelt und nutze sie heute, da sie mich bei meiner Arbeit optimal unterstützen. Es geht hier in erster Linie darum meinen persönlichen (also: nur einen möglichen) Workflow zu präsentieren.

Teil 2 folgt dann in Kürze…

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